Stickstoff-Saldierung in der Maßnahme „Vorbeugender Grundwasserschutz - Acker“ – Teil 4: Ackerfutter und Gemüsekulturen
1. Ackerfutter
Die Saldierung bei Ackerfutterflächen ist analog zu den genutzten Zwischenfrüchten zu sehen. Das bedeutet, dass der Entzug auf Basis der Ertragslage (keine Ertragserhebung erforderlich) berechnet wird. Dementsprechend erfolgt eine Gegenüberstellung der ausgebrachten Düngermenge und dem N-Bedarf der Kultur gemäß Ertragslage und nicht über die Entzugswerte (kg N/t). Nicht verbrauchte Stickstoffmengen sowie auch Vorfruchtwirkungen sind der Folgekultur entsprechend anzurechnen.
2. Gemüsekulturen
Grundsätzlich sind bei Gemüsekulturen die Stickstoffobergrenzen gemäß NAPV einzuhalten. Die Obergrenzen sind in Anlage 3, Tabelle 3 der NAPV und in der AMA-Düngewerttabelle für Gemüse (im Anhang) zu finden. Bei Gemüsekulturen erfolgt die Düngebemessung auf Basis des Sollwertes: Dieser stellt die Summe aus dem Bedarf der Kultur je Satz und dem Mindestvorrat zu Kulturende nach Abzug der Mineralisation und Berücksichtigung der Luftstickstoffbindung während der Vegetationszeit der Kultur dar. Wie bei den Ackerkulturen, darf auch hier die jahreswirksame Stickstoffausbringungsmenge pro Satz angebauter Kultur die der jeweiligen Ertragslage zugeordnete Mengenbegrenzung in Tabelle 1 nicht überschreiten.
Tabelle 1: N-Obergrenzen ausgewählter Gemüsekulturen je Ertragslage (für nicht gelistete Kulturen siehe AMA-Düngewerttabelle)
Kultur | Ertragslage niedrig | Ertragslage niedrig | Ertragslage mittel | Ertragslage mittel | Ertragslage hoch | Ertragslage hoch |
Ertrag bis | Sollwert je Satz | Ertrag von bis | Sollwert je Satz | Ertrag | Sollwert je Satz | |
[t/ha] | [kg/ ha] | [t/ha] | [kg/ ha] | [t/ha] | [kg/ ha] | |
Buschbohne (gepflückt) | <12 | 90 | 12-18 | 115 | >18 | 140 |
Chinakohl (12 Wochen, gesät) | <50 | 135 | 50-80 | 180 | >80 | 220 |
Grünerbsen | <4 | 80 | 4-6 | 100 | >6 | 115 |
Karotte (Industrie) | <67 | 130 | 67-112 | 180 | >112 | 235 |
Kopfsalat (6 und 9 Wochen) | <26 | 80 | 26-44 | 100 | >44 | 120 |
Kraut (Industrie, früh) | <70 | 260 | 70-110 | 335 | >110 | 410 |
Spargel (Ertragsanlage) | <8 | 60 | 8-12 | 80 | >12 | 100 |
Spinat (Überwinterung, industriell genutzt) | <25 | 185 | 25-35 | 210 | >35 | 240 |
Zwiebel (Sommer), trocken | <40 | 115 | 40-60 | 145 | >60 | 175 |
Zu berücksichtigende Stickstoffmengen
- 1. Schlüssige Ertragseinschätzung
-
2. Obergrenzen gemäß Ertragslage beachten
a. Abzüglich des im Boden vorhandenen nutzbaren mineralischen Stickstoffs (Nmin) zum Zeitpunkt des Anbaus. Dieser kann entweder auf Basis einer repräsentativen Bodenprobe ermittelt oder aufgrund von Pauschalwerten berechnet werden.
-- Repräsentative Bodenprobe, Vorhandensein eines Analysenergebnisses:
Beispiel: Grünerbsen (Ertragslage mittel), Nmin-Gehalt im Boden zum Anbau: 22 kg N/ha
Sollwert je Satz: 100 kg N/ha – 22 kg N/ha = 78 kg N/ha zulässige Düngemenge
-- Keine Nmin-Analyse vorhanden -> Berechnung des Nmin Wertes:
Hierbei wird das Mineralisierungspotenzial vom Standort rechnerisch ermittelt. Dabei erfolgt eine Summenbildung von:
> N-Mindestvorrat zu Kulturende der Vorkultur (Tabelle 2, Spalte 1) +
> Stickstoffnachlieferung aus der Mineralisierung der Ernterückstände der Vorkultur (Tabelle 2, Spalte 2)
Tabelle 2: Mindestvorrat im Boden und N-Nachlieferung der Vorkultur für Gemüse
Spaltennummer | 1 | 2 |
Kultur | Mindestvorrat zu Kulturende der Vorkultur | Stickstoffnachlieferung aus Ernterückständen der Vorkultur |
[kg/ ha] | [kg/ ha] | |
Buschbohne | 20 | 45 |
Chinakohl | 20 | 45 |
Grünerbsen | 0 | 65 |
Karotte (Industrie) | 20 | 45 |
Kopfsalat | 40 | 15 |
Kraut | 20 | 75 |
Spargel (3. Standjahr) | 40 | 0 |
Spargel (Ertragslage) | 20 | 0 |
Spinat | 40 | 30 |
Zuckermais | 20 | 60 |
Zwiebel (Sommer) trocken | 30 | 30 |
Ölkürbis | 0 | 10 |
Ackerbohne | 0 | 20 |
Körnererbse | 0 | 20 |
Grünbrachen (Umbruch) | Je nach Leguminosenanteile | Je nach Leguminosenanteile |
Wird die folgende Gemüsekultur erst im folgenden Kalenderjahr angebaut, so dürfen für die N-Bemessung die in Tabelle 2, Spalte 2 festgelegten Werte um 50 % reduziert werden.
Beispiel: Vorfrucht Zuckermais, anzubauende Frucht Grünerbse (Ertragslage Mittel)
- Spalte 1: 20 kg N/ha
- Spalte 2: 60 kg N/ha
> Da die Grünerbsen erst im folgenden Jahr angebaut werden -> Reduktion um 50 % = 30 kg N/ha - Zulässige N-Menge zur Grünerbse: 100 kg N/ha – (20 + 30 kg N/ha) = 50 kg N/ha
Zusammenspiel N-Saldo und Nmin
Hierbei gilt: Jeweils der strengste Parameter ist einzuhalten! Ist der berechnete N-Saldo höher als der Nmin-Gehalt (egal ob gemessen oder berechnet), sticht der N-Saldo. Selbiges gilt auch umgekehrt.
Hinweis: Für die Düngung jedenfalls noch zu berücksichtigen ist eine Stickstoffmenge durch ein etwaiges Bewässerungswasser (gilt ab einer ausgebrachten N-Menge durchs Wasser von mehr als 10 kg N/ha).
Hinweis: Für die Düngung jedenfalls noch zu berücksichtigen ist eine Stickstoffmenge durch ein etwaiges Bewässerungswasser (gilt ab einer ausgebrachten N-Menge durchs Wasser von mehr als 10 kg N/ha).
Abschließendes Fazit
Die durchaus komplexe Thematik ist keinesfalls selbstverständlich. Daher der dringende Appell: Setzen Sie sich intensiv mit dem Thema auseinander, damit es nach der (hoffentlich guten) Ernte 2023 zu keinen unerwarteten Auswirkungen kommt. Nutzen Sie unbedingt ein Aufzeichnungsprogramm, das Sie dabei unterstützt.
Ich hoffe, ich konnte mit der Serie einen Beitrag zum besseren Verständnis leisten und die Sachlage nüchtern erläutern. Im Sinne des flächendeckenden Gewässerschutzes muss es das Ziel sein, möglichst ausgeglichene N-Salden zu erreichen.